Ich habe lange überlegt, ob ich einen Beitrag zur jetzigen Lage schreiben soll. Es ist doch schon so viel geschrieben und berichtet worden, da brauch’ ich meinen „Senf“ jetzt nicht auch noch dazuzugeben.
Die Corona-Rückwärts-Prognose
Ich habe dann aber einige Artikel über die prognostizierte Zukunft nach Corona gelesen. Unter anderem vom Zukunftsforscher Matthias Horx. Dieser Artikel veranlasst mich, nun doch auch meinen Senf dazuzugeben.
Horx schrieb unter dem Titel „Die Corona-Rückwärts Prognose: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise vorbei ist“.
In diesem Artikel geht es darum, dass die Welt nach Corona nicht mehr dieselbe sein wird. Um dies zu veranschaulichen, wendet Horx eine Übung an, mit Blick von der Zukunft zurück ins Heute. Er nennt es „RE-Gnose“.
Er ist der Meinung, dass diese Krise, dieses Virus, auch unser Verhalten grundsätzlich verändern wird, dass wir bewusster leben werden, und behutsamer, höflicher sowie respektvoller miteinander umgehen werden. Er spricht auch darüber, dass Homeoffice „salonfähig“ wird und dass sich das bisherige Image der „Langschläfer, die ungewaschen mit Jogginghose tagelang ohne warmes Essen nur so im Internet surfen“ ändern wird.
Ortsnahe Produktionen werden boomen, Netzwerke werden lokalisiert und das Handwerk eine Renaissance erleben.
Eigentlich eine schöne Vorstellung?
Ups …. darf man in einer solchen Zeit überhaupt von einer schönen Vorstellung sprechen?
Nachbar & Gemüsegarten statt Vermögen
Horx schrieb noch: „Wir werden uns wundern … In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.“
Damit es den Nachbarn gut geht, müssen wir aber auch auf unsere Nachbarn schauen. Unter Nachbar verstehe ich allerdings nicht nur den Freund, der hinter der Tür gegenüber wohnt und dem man den Schlüssel überreicht, damit er auf die Blumen schaut, wenn man zwei Wochen auf den Malediven in der Sonne sitzt; sondern auch und vor allem den regionalen Sporthändler, der dir die Tourenbindung auf deine Tourenski montiert; den Schuhladen, in dem du mehrere Schuhe anprobieren kannst, bis du den richtigen gefunden hast; den Buchladen, in dem du dich durch Hunderte von Büchern stöbern kannst, bevor du dich für den Roman von Bernd Aichner entscheidest. Die Mitarbeiter im Modegeschäft in der Seitengasse, die deine Kleidergröße kennen und dich fachmännisch beraten, den Bäcker, der in Handarbeit jeden Tag knusprige Semmeln aus dem Ofen holt. Auf diese Nachbarn müssen wir schauen!
Dass man die globalen Riesen wie Amazon und Co. nicht aufhalten kann, ist mir bewusst, wir müssen aber unserem Nachbarn die Möglichkeit bieten, zumindest dagegenzuhalten, und ihm wenigstens die Chance geben, die Vorzüge der Regionalität ausspielen zu können. Sonst wird es diese Nachbarn plötzlich – und schneller als wir alle denken – nicht mehr geben!
Und genau darin liegt die Herausforderung. Der kleine Einzelhändler in der Region benötigt „David gegen Goliath“-Werkzeuge, um seine Stärken gegenüber den Großen Online-Playern richtig einsetzen zu können.
Durch genaue Kenntnisse der Kundenbedürfnisse und Kundenwünsche (durch die regionalen Gegebenheiten und direkten Kundenkontakt) und der sofortigen Verfügbarkeit (da die Ware direkt mitgenommen werden kann) hat der regionale Händler Vorteile, die die großen Online-Player auch mit noch so großer Anstrengung nie erreichen können.
Diese Stärken müssen die Händler nützen und nach außen tragen.
Gemeinsam statt einsam

Wenn sich zahlreiche Händler in einer Region zusammenschließen und ihre Produkte, Waren oder Dienstleistungen gemeinsam online präsentieren, schaffen sie damit ein virtuelles Kaufhaus.
Die Produkte, Waren oder Dienstleistungen sind dann online zentral abrufbar und somit für den Kunden auch auf einen Blick erkennbar. Dadurch wird es übersichtlicher, seine Einkäufe regional zu tätigen. Man kann somit auch eine größere Zielgruppe ansprechen.
Um aber die Frequenz einer Kleinstadt aufrecht zu erhalten oder im besten Fall sogar zu steigern, wäre es kontraproduktiv, sich die Ware schicken zu lassen. Die bessere Lösung ist es, die Ware/das Produkt mittels Click & Collect-Funktion angeboten zu bekommen, zu reservieren und im Laden abzuholen.
So hat der Händler die Möglichkeit, den Kunden von Angesicht zu Angesicht zu beraten und gegebenenfalls noch weitere Produkte anzubieten. Bezahlt wird direkt im Geschäft.
Durch diese Click & Collect-Funktion steigert man auch die Frequenz in der Stadt. Eine klassische Win-win-Situation!
Wichtig ist dabei, dass man die Menschen dort abholt, wo sie sind. Wenn man mit den Kunden interagieren will, dann macht man das dort, wo diese auch sind, also auf den beliebten Social Media Portalen wie Facebook, Instagram, WhatsApp usw.
Es ist aus technischer Sicht kein Problem, einen solchen „Online-Marktplatz“ so umzusetzen, dass man entsprechend Reichweite erzielt, denn unter Berücksichtigung der Kundenansprache über die Sozialen Netzwerke erreicht man potentielle Kunden. Vor allem Kunden aus der Region.
Es ist an der Zeit, dass wir an unseren Nachbarn denken und ihn unterstützen! Das geht heute ganz praktisch: Man sucht zuerst online daheim aus, bestellt und spaziert dann durch die Stadt und holt die Ware ab. Nebenbei geht sich noch ein Stadtbummel und vielleicht auch ein Kaffee mit Freunden aus.
Geben wir dadurch den kleinen, feinen Innenstädten wieder Ihren Flair zurück!